Das Ärztenetz BOHRIS, ein Zusammenschluss von Haus- und Fachärzten aus Bocholt, Rhede und Isselburg, wurde rückwirkend zum 27. Oktober 2025 von der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) als Praxisnetz der Stufe 2 zertifiziert – der höchsten Stufe des dreistufigen Zertifizierungssystems.
Die Zertifizierung bestätigt, dass das Ärztenetz BOHRIS bestimmte organisatorische und qualitative Standards erfüllt. Dabei handelt es sich vor allem um interne Strukturen und abgestimmte Verfahren, die die kooperative Berufsausübung der beteiligten Praxen unterstützen soll. Die Zertifizierung bewertet nicht die medizinische Leistung einzelner Praxen, sondern stellt sicher, dass das Netz als Ganzes über definierte Verantwortlichkeiten und funktionierende Kommunikationswege verfügt.
Die Anerkennung fällt in eine besondere Zeit: 2026 wird das Ärztenetz zehn Jahre alt. Gegründet wurde BOHRIS am 7. April 2016 als gemeinschaftliche Initiative der Stadt Bocholt und der niedergelassenen Ärzteschaft, unterstützt durch die Kommunen Rhede und Isselburg. Bereits 2019 wurde das Netz – damals noch maßgeblich durch die Stadtverwaltung Bocholt unterstützt – erstmals als Praxisnetz durch die KVWL anerkannt und in die Basisstufe zertifiziert.
Vom Basisnetz zur höchsten Anerkennungsstufe
Im Jahr 2021 begann für BOHRIS eine entscheidende Entwicklungsphase. Mit den ersten eigenen Fördermitteln wurden professionelle Managementstrukturen geschaffen. Zu diesem Zweck wurde Ende 2021 die Gesundheits- und Sozialmanagerin Sarah Underberg eingestellt.
Mit dieser personellen Verstärkung und dem aufgebauten Know-how konnte das Netz die umfangreichen Anforderungen für weitere Zertifizierungen erstmals systematisch erfüllen. So gelang 2023 bereits die Anerkennung der Stufe 1 – obwohl Zertifizierungen normalerweise eine Laufzeit von fünf Jahren haben und eine erneute Prüfung erst danach vorgesehen ist.
Dass BOHRIS nun sogar früher als erwartet auch die Stufe 2 erreicht hat, zeigt die konsequente Weiterentwicklung des Netzes und die Wirksamkeit der neu etablierten Strukturen.
Verantwortung und Gestaltung: Vorstand und Beirat
Geleitet wird das Ärztenetz von einem erfahrenen ärztlichen Vorstand, dem Dr. Jens Winkelmann als Geschäftsführer sowie Dr. Christian Goebel (1. Vorsitzender), Dr. Martin Wissing (2. Vorsitzender), Dr. Guido Euting (Kassenwart) und Dr. Martin Krüger (Schriftführer) angehören.
Der Beirat – bestehend aus Dr. Ulrike Frye, Dr. Friederike Dörner (FEBO), Dr. Angela Erkens, Stefanie Schweckhorst, Agnes Rauter-Ullrich, Andrea Borckink-Ailene und Dr. Boris Bücher – erweitert die fachliche Perspektive und begleitet die inhaltliche Entwicklung des Netzwerks.
Was Stufe 2 für die Praxen bedeutet: starke Gemeinschaft, trotz voller Autonomie
Mit der Stufe-2-Zertifizierung profitieren die Mitgliedspraxen von klaren, verlässlichen Standards und einem professionellen Netzwerkmanagement, ohne ihre eigene Autonomie zu verlieren. Jede Praxis bleibt in ihren Entscheidungen unabhängig, kann sich jedoch u.a. auf gemeinsame Vorlagen, abgestimmte Prozesse und regelmäßig angebotene regionale Fortbildungen stützen.
Zugleich stärkt die höchste Anerkennungsstufe das gemeinsame Auftreten des Netzes. BOHRIS fungiert heute als verlässliches Sprachrohr und als regionale Gesundheitsgemeinschaft, in der kollegialer Austausch ausdrücklich erwünscht ist. Für Nachwuchsärztinnen und -ärzte entsteht damit ein Umfeld, das Zusammenarbeit fördert und den Einstieg in die ambulante Versorgung erleichtert.
Was vor der Gründung des Netzes vielerorts noch von Konkurrenz geprägt war, hat sich bei BOHRIS zu einer vertrauensvollen, teils freundschaftlichen Zusammenarbeit entwickelt. Diese Kultur ist heute ein zentraler Faktor für die Stärke des Verbundes.
Ein Netzwerk, das wächst
Das Ärztenetz BOHRIS hat sich in den vergangenen Jahren dynamisch entwickelt. Heute gehören 94 Ärztinnen und Ärzte aus 54 Praxen dem Verbund an – allein im Jahr 2025 kamen zwölf neue Mitglieder hinzu.
Zudem ist BOHRIS eng mit regionalen Partnern vernetzt, darunter ein Großteil der Pflegeeinrichtungen der drei Kommunen, das Klinikum Westmünsterland, der örtliche Ärzteverein, das Gesundheitsamt des Kreises Borken, die Gesundheitsregion Euregio, der PKD Bocholt sowie fachliche Netzwerke wie das Lymphnetz West e. V.
Diese Kooperationen dienen dem regelmäßigen Austausch über Herausforderungen, Rahmenbedingungen und Perspektiven der beteiligten Bereiche. Auf dieser Basis können Synergien frühzeitig erkannt, Entwicklungen besser eingeordnet und Abläufe sinnvoll aufeinander abgestimmt werden – ein Gewinn für alle Beteiligten.
