in Projekt für mehr Transparenz in der ambulanten Versorgung
Im Sommer 2025 haben 40 Haus- und Facharztpraxen aus Bocholt, Rhede und Isselburg an einer gemeinsamen Wartezeitenanalyse des Ärztenetzes BOHRIS teilgenommen. Ziel war es, die Erfahrungen von Patientinnen und Patienten rund um die Themen Terminvergabe und Wartezeit besser zu verstehen – und herauszufinden, wo Verbesserungen möglich sind. Zwischen dem 22. Mai und dem 31. Juli 2025 nahmen 118 Bürgerinnen und Bürger anonym an der Befragung teil.
Zentrale Ergebnisse auf einen Blick
- Altersverteilung: Die Mehrheit der Teilnehmenden war zwischen 60 und 74 Jahre alt (30 %), gefolgt von den Gruppen 30–44 und 45–59 Jahre (je 27,6 %).
- Besuchshäufigkeit: Über zwei Drittel der Befragten suchen ihre Arztpraxis mindestens viermal im Jahr auf.
- Gründe für den Arztbesuch: Am häufigsten wurden akute Beschwerden (71 %), Vorsorgeuntersuchungen (61 %) und Rezept- oder Überweisungswünsche (46 %) genannt.
- Terminvergabe: Die meisten vereinbarten Termine telefonisch (40 %), persönlich in der Praxis (35 %) oder über ein Online-Portal (25 %).
- Wartezeit bis zum Termin: Hausarzttermine erfolgten meist innerhalb von 1–3 Tagen, Facharzttermine erforderten oft Wartezeiten von über einem Monat.
- Wartezeit am Behandlungstag: Rund 78 % der Befragten wurden innerhalb von 30 Minuten aufgerufen.
Warum ist das wichtig?
Viele Menschen fragen sich, warum es zu Wartezeiten in der Praxis oder bei der Terminvergabe kommt. Die Ergebnisse der Analyse zeigen: Die Ursachen liegen nicht in mangelnder Organisation – im Gegenteil. Die meisten Praxen arbeiten effizient und engagiert. Vielmehr spiegeln sich strukturelle Probleme wider, vor allem:
- In Bocholt, Rhede und Isselburg liegt der hausärztliche Versorgungsgrad nur bei etwa 83 %.
- 40 % der Hausärzte in Bocholt sind bereits über 60 Jahre alt – zahlreiche Praxisschließungen sind in den nächsten Jahren absehbar.
- Besonders in der Kinder- und Facharztversorgung gibt es spürbare Engpässe.
- Viele junge Medizinerinnen und Mediziner ziehen Großstädte dem ländlichen Raum vor – unter anderem wegen besserer Infrastruktur, Arbeitszeitmodelle und familiärer Planbarkeit.
Was können wir gemeinsam tun?
Das Ärztenetz BOHRIS engagiert sich auf verschiedenen Ebenen, um die ambulante Versorgung in der Region zu sichern – durch Nachwuchsförderung, Vernetzung, Digitalisierung und Unterstützung für Praxen. Auf Basis der Analyse ergeben sich konkrete Ansatzpunkte für Praxen und Patientinnen und Patienten:
Was Praxen tun (können):
- Digitale Angebote ausbauen: Online-Terminbuchungen, digitale Services und Apps sollen stärker kommuniziert und einfacher nutzbar gemacht werden.
- Wartezeiten besser kommunizieren: Informationen über den aktuellen Stand – z. B. per Anzeigetafel – helfen, die subjektive Wartezeit zu verkürzen.
- Nachwuchs gewinnen: Durch Mentoring, Kooperation mit medizinischen Fakultäten und finanzielle Förderinstrumente sollen neue ärztliche Kolleginnen und Kollegen für die Region gewonnen werden.
Was Patientinnen und Patienten beitragen können:
- Verständnis für komplexe Abläufe: Unvorhersehbare Ereignisse wie Notfälle oder aufwändige Beratungen führen manchmal zu Verzögerungen. Freundlichkeit und Geduld helfen in solchen Situationen allen Beteiligten.
- Digitale Angebote nutzen: Wer Termine oder Rezepte online bucht, entlastet das Telefonaufkommen und hilft, die Arbeitsabläufe effizienter zu gestalten.
- Vorsorgetermine rechtzeitig planen: Frühzeitige Planung reduziert Engpässe – für Sie selbst und für andere.
- Konstruktives Feedback geben: Rückmeldungen sind willkommen und helfen Praxen dabei, sich weiter zu verbessern.
- Im Dialog bleiben: Gegenseitiger Respekt und Vertrauen sind entscheidend für eine gute medizinische Versorgung – gerade in Zeiten zunehmender Belastung.
Unser Fazit
Die Wartezeitenanalyse 2025 zeigt: Die Herausforderungen in unserer Region sind groß – insbesondere durch den zunehmenden Ärztemangel. Trotzdem gelingt es den meisten Praxen, ihre Patientinnen und Patienten zeitnah und professionell zu versorgen. Um die ambulante Versorgung langfristig zu sichern, braucht es gemeinsame Anstrengungen von Ärztenetz, Politik, Verwaltung und Bevölkerung.
Wir danken allen Teilnehmenden für ihre Unterstützung – und freuen uns auf den weiteren Dialog.
Download der Analyse
https://www.bohris.net/wp-content/uploads/Auswertung_Wartezeitenanalyse-auf-Netzebene_2025-2.pdf